Vom Polizeipräsidium zur Georgenkirche

„Die neueste Wandlung, die Berlin erfahren hat, ist doch die größte, deshalb die größte, weil sie nicht diesen oder jenen Punkt, am wenigsten aber schon bevorzugte Punkte aufs neue bevorzugt, sondern weil sie dem Ganzen eine neue Physiognomie gegeben hat. - Ich spreche natürlich von der Stadtbahn - In langem Staunen sah ich die Stadtbahn entstehn. Ich sah sie mit ihren kerbungsreichen Bogenviadukten wie eine riesige Raupe über die Hauptstadt kriechen.“ (Theodor Fontane über die Stadtbahn)

Durch die Alexanderstraße und vorbei an den Kasernen des Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiments erreichen wir den Alexanderplatz. Auf dem Platz des Arbeitshauses und dem Königstädtischen Theaters war dort Ende des 19. Jahrhunderts das Polizeipräsidium errichtet worden. Als der barocke Festungsgraben noch bestand ging es eben dem Theater über die Königsbrücke und zwischen den Königskolonnaden zum Berliner Rathaus. Ab 1882 verlief hier die hochgestellte Trasse der Stadtbahn und befand sich hier der Eingang zum Bahnhof Alexanderplatz. Auf der anderen Seite der Stadtbahntrasse entstanden zwischen 1883 und 1886 die beiden Zentralmarkthallen, mit denen die Lebensmittelversorgung der stark gewachsenen Stadtbevölkerung gesichert werden sollte.

Schauen wir nach Osten, so schiebt sich das Haus mit den 99 Schafköpfen in unser Blickfeld, ein Immediatbau Friedrich II, und der Turm der Georgenkirche, die nach dem 2. Weltkrieg gesprengt und beseitigt wurde. Und im Königsgraben sehen wir die zahlreichen Bordelle, die sich bis weit ins 190. Jahrhundert hinein hier angesiedelt hatten. Aber auch für die Entwicklung des Schulwesens steht die Gegend beispielhaft: um die Jahrhundertwende waren rund um den Alexanderplatz 4 große Gemeindeschulen und das Königssstädtische Gymnasium eingerichtet worden.

Der Alexanderplatz, lange Zeit Ort des jährlichen Wollmarkts, sah 1847 den Kartoffelaufstand und im Jahr 1848 Kämpfe während den Tagen der Märzrevolution.

Das Bild rechts oben zeigt den Alexanderplatz mit der Stadtbahn.

Bild oben: Das Königsstädtische Theater, erstes privates Theater Berlins, das sich der italienischen Oper und dem komischen Theater verschrieben hatte.

Bild links: Am Alexanderplatz wurde 1848 eine der zahlreichen Barrikaden errichtet.