Von Stralau zum Schloss Bellevue
„Neben den Opernaufführungen gedenke ich als Lichtpunktes unserer musikalischen Leistungen einer Spreefahrt nach Treptow im Sommer 1818. Klein komponirte dazu vierstimmig die beiden reizenden Lieder aus dem Anfange des Wilhelm Tell: Es lächelt der See, und Ihr Matten lebt wohl. Bei der Heimfahrt im ruhigen Mondschein wurden diese und andere Stücke von den bekannten ausgesuchten Stimmen mit seltner Vollendung vorgetragen.“ (Jugenderinnerungen – Gustav Parthey)
Der Treptower Hafen gegenüber der Halbinsel Stralau ist der Ausgangspunkt unserer Fahrt über die Spree. Wir besteigen das Schiff, das uns nach Westen zur Oberbaumbrücke bringt. Schon seit 1864 verkehrten auf dieser Strecke Dampfschiffe und ab 1888 übernahm den Ausflugsverkehr die vom Stettiner Kaufmann Krokisius gegründete Spree-Havel-Dampfschifffahrts-Gesellschaft “Stern” mit 17 Dampfern.
Nach der Passage der Schillingbrücke und Michaelbrücke wird die Gegend an der Jannowitzbrücke und Waisenbrücke erreicht. Noch bis 1894 hätten wir unsere Fahrt über den Spreekanal fortsetzen müssen, da erst in diesem Jahr die erste Mühlendammschleuse fertig wurde, weshalb wir einen kurzen Abstecher in die Friedrichsgracht machen.
Nach der Passage des Mühlendamms reiht sich ein pittoreskes Bild an das andere: Churfürstenbrücke und Schloss, Kavaliersbrücke und Dom, Friedrichsbrücke und Museumsinsel. Zahlreich sind Gemälde und Fotografien von Künstlern des 19. Jahrhunderts, die Berlins Mitte von der Spree aus zeigen.
Der letzte Abschnitt unserer Fahrt bietet unseren Blicken das Alsenviertel dar, dem gegenüber der Lehrter Bahnhof und das erste Ausstellungsgelände liegt. Und dann kommen wir zu den `Zelten´, wo aus der Ferne Schloss Bellevue herüberwinkt, wir jedoch aussteigen, um uns den Durst im Zelt 1, dem Kronprinzenzelt, zu löschen.
Das Bild rechts oben zeigt das Dampfschiff Prinzessin Charlotte von Preußen - Calau – 1818.
Bild oben: Die Spree zwischen Unterbaum und Bellevue - Friedrich Wilhelm Schaub - vor 1785.