Vom Mühlendamm zum Oranienburger Tor

„Laßt uns hier einen Augenblick stehenbleiben und die große Statue des Großen Kurfürsten betrachten. Er sitzt stolz zu Pferde, und gefesselte Sklaven umgeben das Fußgestell. Es ist ein herrlicher Metallguß und unstreitig das größte Kunstwerk Berlins. Und ist ganz umsonst zu sehen, weil es mitten auf der Brücke steht…. Aber ich sehe, Sie werden von allen Seiten gestoßen. Auf dieser Brücke ist ein ewiges Menschengedränge.“ (Heinrich Heine, Briefe aus Berlin, 1. Brief, 1822)

Erst in der frühen Neuzeit wurde an dem sumpfigen Ufer gegenüber dem Berliner Schloss ein befahrbarer Weg angelegt. Bekannt sind die Straßennamen Hinter dem Wursthofe (nahe Pomeranzenbrücke, heute Friedrichsbrücke) und An der langen Brücke am Wasser (also bei der späteren Churfürsten-, heute Rathausbrücke).

Als um 1750 der Wall der barocken Festung abgetragen wurde, erfolgte die Verlängerung der Burgstraße bis zur Herkulesbrücke (heutigen Trasse der Stadtbahn, die vom Bahnhof Hackescher Markt zur Friedrichsstraße führt). Gleichzeitig wurde der südliche Teil der Straße bis zum Mühlendamm verlängert und die gesamte Straße erhielt den heutigen Namen.

Wir folgen der Burgstraße vom Mühlendamm entlang, vorbei an Churfürstenbrücke, Kavaliersbrücke und Friedrichsbrücke, wobei wir einen Blick auf Kriegsakademie und Neue Börse werfen. Über eine der schönsten Schmuckbrücken Berlins, die Herkulesbrücke (1788 erbaut, 1882 abgerissen), erreichen wir die Spandauer Vorstadt mit dem Hackeschen Markt.

Aus dem Marktplatz heraus führt uns die Oranienburger Straße vorbei am jüdischen Friedhof und der Sophienkirche mit dem Grab Carl Friedrich Zelters, auf der einen Seite, an Schloss Monbijou und dem Domkandidatenstift auf der anderen Seite zur Neuen Synagoge.

Es folgen das Gebäude der „Große Landesloge“, Postfuhramt, das Haus Alexander von Humboldts und die Friedrichstadtpassage, heute als `Tacheles´ bekannt. Im Umfeld betrachtne wir auch das Haupttelegrafenamt und die Kaserne des II. Garderegiments zu Fuß in der Ziegelstraße. Nach der Passage durch das Oranienburger Tor werfen wir einen kurzen Blick auf das Feuerland, der Keimzelle der industriellen Entwicklung Berlins.

Mit Johann Georg Rosenberg werfen wir im Jahr 1787 einen Blick in den Hackeschen Markt mit Spandauer Brücke und Marienkirche. Die Abbildung fußt auf einer älteren Radierung von Rosenberg aus dem Jahr 1780. Hier aber hat er die Figuren lebendiger und zahlreicher dargestellt.

Nachdem in der Mitte des 19. Jahrhunderts die jüdische Gemeinde in Berlin stark angewachsen war (um 1860 hatte sie etwa 28.000 Mitglieder) genügte die in der Heidereutergasse nahe der Marienkirche gelegene Alte Synagoge den Bedürfnissen der Gemeinde nicht mehr. Geplant von den Architekten Eduard Knoblauch und Friedrich August Stüler, konnte die Neue Synagoge nach einiger Verzögerung im Jahr 1866 der Gemeinde übergeben werden.