Zum Palais der Gräfin Lichtenau

„Ja, das sind die berühmten Linden, wovon Sie soviel gehört haben. Mich durchschauert’s, wenn ich denke: Auf dieser Stelle hat vielleicht Lessing gestanden, unter diesen Bäumen war der Lieblingsspaziergang so vieler großer Männer, die in Berlin gelebt; hier ging der große Fritz, hier wandelte – Er! Aber ist die Gegenwart nicht auch herrlich?“ (Heinrich Heine, 1. Brief aus Berlin, 1822)

Bei unserem erste Spaziergang Unter den Linden passieren wir neben Botschaftsgebäuden (Hannoversche Gesandtschaft und Russische Gesandtschaft) eine Reihe von Wohnhäusern bedeutender Bewohner. Darunter Schinkels Wohnhaus, jenes des Geheimen Hofrats Dr. Ernst Ludwig Heim und abschließend das Palais der Gräfin Lichtenberg, das nach ihr in die Hände der Niederländischen Botschaft überging.

Das öde Haus, durch E. T. A. Hoffmann zu literarischer Berühmtheit gelangt wird keinesfalls übersehen.

Dem Prachtboulevard entsprechend waren hier renommierte Hotels angesiedelt, etwa die Hotels Sankt Petersbourg und das Hotel du Nord. Für das leibliche Wohl sorgten das berühmte Café Fuchs, das Kranzler und das bei Menzel beliebte Café Bauer an der Einmündung der Friedrichstraße.

Zum Bild rechts oben: Berlin 1848 Unter den Linden (Ausschnitt) – Loeillot – 1846 (Wikipedia).

Das Panorama von Loeillot zeigt uns den Weg vom Pariser Platz in den Boulevard Unter den Linden hinein. Unser erster Spaziergang führt uns entlang seiner Südseite bis zum Palais der Gräfin Lichtenau.

Zwei Mal kam es Unter den Linden zu Anschlägen auf Kaiser Wilhelm I: am 11. Mai 1878 durch Max Hödel und am 2. Juni 1878 durch Karl Eduard Nobiling. Fontane schrieb dazu folgendes Gedicht:

Das war nicht nobel, Nobiling!
Du nahmst die Sache zu gering.
Man schießt mit ein paar Körnern Schrot
Nicht einen deutschen Kaiser tot!
Du warst kein Held, du warst ein Schelm,
Der Held, der war des Kaisers Helm,
Der stellte sich vor den Doppellauf
Und fing die dreißig Körner auf,
Ihn feiert mein Sang, ihn feiert mein Lied, –
Es lebe der Schroten-Winkelried.